Rennofen-Projekt

Eisengewinnung zum Anfassen - Rennofen-Projekt der Waldorfschule erfolgreich

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Ein wahrhaft historisches Projekt konnte die Klasse 12 verwirklichen: Die Schüler errichteten mit ihrem Fachlehrer für Chemie einen etwa einen Meter hohen Lehmofen zur Eisengewinnung. Diese Technik datiert rund 3000 Jahre zurück und ermöglichte mit der Eisenzeit große technische Fortschritte.

Die praktische Vorbereitung des Projektes hatte vor allem in den Händen von Markus Altewischer gelegen. Er besorgte die Baumaterialien und vor allem das Eisenerz. Das ist gar nicht so einfach, schließlich ist Schleswig-Holstein keine Bergbauregion. Dank eines Tipps von Volker Arnold, dem Leiter des Museums für Ökologie und Archäologie in Albersdorf, gelang jedoch auch dieses Kunststück. In einer abenteuerlichen Aktion suchte der Chemielehrer einen Fundort für Raseneisenerz in der Nähe von Hohenwestedt auf und buddelte rund 80 Kilo Erz aus.

Dann traten auch die Schüler der Klasse 12 auf den Plan. Sie hatten im Vorfeld ein Gebläse besorgt und sich mit der Theorie beschäftigt. Neben der Pausenecke im kleinen "Oberstufen-Garten" errichteten sie nun den Ofen aus einer Lehm-Stroh-Mischung. Mit einer Basis von rund 80 cm Durchmesser und einer Höhe von über einem Meter war dieser Ofen durchaus ein größeres Exemplar. Am Freitagabend stand nach dem gemeinsamen Grillen dann der große Moment bevor. Mit perfektem Timing kam Volker Arnold zu Besuch und gab einige letzte Tipps. „Vor über 30 Jahren habe ich einmal ein Projekt mit drei Öfen geleitet“, erzählt der erfahrene Forscher. Aber das Ergebnis sei nicht befriedigend gewesen. Umso gespannter war Arnold deshalb darauf, was in Wöhrden herauskommen würde. Dann entzündeten die Schüler das entscheidende Feuer. Mit voller Gebläsekraft, viel Holzkohle und einigen spektakulären Verpuffungen über dem schornsteinförmigen Ofen begann die Verhüttung à la Eisenzeit.

Als die veränderte Flamme schließlich zeigte, dass die nötige Hitze im Ofen erreicht war, dämmerte es bereits. Nun konnte die Klasse den Ofen „anfahren“, wie es in der Fachsprache heißt. Schichtweise gaben sie Eisenerz und Kohle von oben in den Ofen, warteten ab, dass die Füllung zusammensackte und begannen von vorne. „Gegen halb vier Uhr morgens wollten wir Schlacke abfließen lassen und stachen den Ofen an“, erzählt Lasse Volkens. Dabei bemerkten sie, dass die Luftdüsen verstopft waren. „Durch die Öffnungen der Luftzufuhr konnten wir aber schon die blubbernde Schlacke sehen“, erzählt der archäologisch interessierte junge Mann mit Begeisterung in der Stimme. Nach einer kurzen gemeinsamen Beratung war schnell klar, dass der Prozess an dieser Stelle abgebrochen werden musste, denn die nötige Hitze war nicht mehr zu halten. Mit einem Vorschlaghammer rückte das Team dem Ofen zu Leibe, um ihn schließlich umzukippen, sodass er zerbrach. „Das war das Highlight“, sagt Lena-Sophie Will unumwunden. „Als wir den Ofen öffneten, war die Hitze unerträglich groß, der Ofen leuchtete von innen hell orange. Und es war plötzlich eine ganz andere Atmosphäre auf dem Platz.“

Mehrere Brocken eines Gemisches aus Eisen, Schlacke und Kohle bargen die Schüler aus den glühenden Kohlen. „Nur mit großer Anstrengung konnten wir einige Stücke schmiedbares Eisen herausholen“, erzählt Jonas Gloe und ergänzt: „Das erkennt man aber erst, wenn man mit einem Hammer darauf schlägt. Eisen verformt sich, die anderen Brocken zerbröseln nur.“ Um fünf Uhr morgens fielen alle Beteiligten erschöpft in ihre Betten.